Wir Menschen sind behauste Wesen und das seit über 10.000 Jahren.
Ackerbau und Viehzucht ließen seither Wollen und Pflanzen gedeihen, aus denen wir Fäden spannen, um Stoffe zu erschaffen. Vorbei die Zeit, in der das Tier mit seinem Fell zur Verhüllung von Körpern und Formen herhalten musste.
Je mehr und je intensiver die Menschen zusammen lebten, umso mehr Bedeutung bekamen Textilien im Miteinander.
Die Verhüllung als Metaebene menschlichen Daseins zeigt sich zum Beispiel in Religionen: Das Göttliche in den monotheistischen Religionen erfahren wir erst über die Erkenntnis dessen, was sich hinter der Verhüllung abspielt (Kaaba in Mekka, Tabernakel bei Katholiken und Vorhang vor Tora bei Juden).
Eine große Empathie erfahren wir über die Kleider der herrschenden Stände. Zum Beispiel wurde der Begriff des Mönch-Priesterkleides, gleich „Habit“, zum Grundbegriff des Wohnens. „habitare/habiter“ sind die lateinischen/französischen Worte für wohnen.
Die Textilien im Raum sollen uns vergessen lassen, dass wir uns in einer Architektur -in einem Gebäude aus Stein und Mörtel- befinden. In unseren privaten Räumen wird das Höchste über Stoffe erfahrbar.
Das Heute unserer Textilien ist das Ergebnis einer sich über Jahrtausende entwickelten Webtechnik. Welche Fäden aus welchen Materialien auch immer gewebt werden gibt uns in der Betrachtung der Stoffe Aufschluss über unsere Geschichte und ermöglicht uns so die Erkenntnis im Hier und Jetzt.
Unsere Erfahrung mit Textilien ist „Sinn“stiftend.
Ullrich Heesen